18.06.2025
Liebe Toni
Mit der Nachfolgeregelung der Thüring AG in Basel durch die Kuratle Group wird das Jahr 2025 für dich beruflich Geschichte schreiben. Aus einer kleinen Firma mit vierzehn Mitarbeitenden heraus bist du nun Teil eines Unternehmens mit über 600 Kolleginnen und Kollegen geworden. Wie fühlt sich dieser Wandel grundsätzlich nach ein paar Wochen für dich an?
Nach nur wenigen Wochen wirkt alles noch immer sehr ungewohnt und fast surreal. Von der Ankündigung bis zur vollständigen Integration verging kaum Zeit. Inzwischen fühlen wir uns jedoch als Teil der Kuratle Group.
Dein Aufgabenbereich hat sich teilweise verändert, wodurch du gefordert bist, Neues zu erlernen. Wie Hermann Hesse in seinem Gedicht «Stufen» schreibt – «… jedem Anfang wohnt ein Zauber inne». Was begeistert dich besonders an deinem neuen Umfeld?
Ich sehe das Positive darin, dass sich ganz neue und spannende Arbeitsfelder eröffnen, wir interessante Menschen kennenlernen und geradezu dazu angeregt werden, uns für Neues zu öffnen und unsere gewohnten Grenzen zu verlassen. Als unser früherer Geschäftsführer uns über die Übernahme informierte, sagte er, die Kuratle Group fühle sich an wie eine Familie. Zunächst hielt ich das bei so vielen Mitarbeitenden für unmöglich. Doch schon bald lernte ich einige Mitarbeitende – und sogar die Familie Kuratle – persönlich kennen. Ihre grosse Empathie und ihr aufrichtiges Verständnis haben mich eines Besseren belehrt. Heute muss ich meinen anfänglichen Eindruck vollständig revidieren. Dass alle so menschlich, nahbar und bodenständig sind, freut mich sehr.
Jeder Standort der Kuratle Group ist einzigartig – und das ist ein unschätzbarer Gewinn! Welche Besonderheiten und Vorzüge zeichnen deiner Meinung nach den Standort Basel aus?
Die Lage am Dreiländereck Schweiz, Deutschland und Frankreich ist sicher grundsätzlich ein Vorteil. Der Standort am Dreispitz ist insbesondere ideal, weil er sich nahe bei der Autobahnausfahrt befindet und die Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel auch gegeben ist. Unsere Kunden schätzen den Dreispitz mit seinen zahlreichen Branchenanbietern besonders, da sie hier schon frühmorgens alle Besorgungen an einem einzigen Ort erledigen können, bevor sie zur Baustelle aufbrechen. Zudem ist der Standort auch für Lieferanten dank der guten Parkmöglichkeiten ideal. Wir Mitarbeitenden geniessen die grosszügigen, lichtdurchfluteten Büroräumlichkeiten und die einladende Dachterrasse.
In Zeiten der Veränderung erweisen sich Flexibilität, Gelassenheit und eine positive Grundeinstellung als besonders wertvolle Eigenschaften. Glaubst du, dass diese Tugenden angeboren sind – oder lassen sie sich mit der Zeit und durch Erfahrungen entwickeln?
Meiner Ansicht nach hängt vieles einerseits von der persönlichen Charakterstärke ab und andererseits von den Prägungen im Elternhaus. Verfügt man über beides – eine starke Persönlichkeit und ein unterstützendes familiäres Umfeld – fällt einem vieles leicht. Fehlt einem die angeborene Charakterstärke, aber das Umfeld war förderlich, kann man die notwendige Stärke im Laufe des Lebens noch entwickeln. Sind dagegen sowohl die innere Stärke als auch das fördernde Umfeld nicht vorhanden, wird es meiner Meinung nach sehr schwierig.
Was macht dich als Person aus – welche Stärken und Fähigkeiten zeichnen dich besonders aus?
Diese zuvor genannten Tugenden begleiten mich durchs Leben. Darüber hinaus zeichne ich mich durch eine ausgeprägte Dienstleistungsorientierung aus: Es bereitet mir grosse Freude, anderen etwas Gutes zu tun und mich an ihrem Glück zu erfreuen. In stressigen Situationen bewahre ich stets Ruhe und setze auf eine gesunde Portion Humor – denn ohne Lachen wäre das Leben kaum denkbar. Ich denke, das macht mich aus.
Ich habe auf der Website von BnB gelesen, dass du seit über dreissig Jahren in Flüh lebst und dort gemeinsam mit deinem Ehemann ein bezauberndes B&B führst – eine wahre Oase der Ruhe und des Friedens. Wie kam es zu dieser wundervollen Idee?
[Lacht.] Schon als Kind träumte ich davon, ein eigenes Hotel zu führen. Gemeinsam mit meiner Freundin spielten wir stundenlang «Hotel» auf dem Gelände von Möbel Hubacher neben unserem Haus – der U-förmige Innenhof mit den vielen Fenstern bot die perfekte Kulisse. Jedes Fenster wurde zu einem imaginären Zimmer. Obwohl mein beruflicher Weg anders verlief, liess mich dieser Traum nie ganz los.
Nach unserem Umzug nach Flüh kauften wir eine Eigentumswohnung und später auch den zweiten Hausteil. Erst als unsere Kinder ausgezogen waren, erkannten wir das Potenzial unserer Lage: direkt an den Velorouten 7 und 9 sowie am Jakobsweg gelegen. Begeistert starteten wir unser Bed & Breakfast- Projekt. Ursprünglich war geplant, im Jahr 2022 mit einem Zimmer zu beginnen und erst nach der Pensionierung meines Mannes zu erweitern. Doch der unerwartet grosse Erfolg führte dazu, dass wir mittlerweile alle fünf Zimmer anbieten. Es ist zwar mit viel Arbeit verbunden, aber die Freude, unseren Gästen eine angenehme Unterkunft zu bieten, ist jede Mühe wert.
Gibt es ein spezielles Erlebnis in diesem Zusammenhang, welches du gerne mit uns teilen möchtest?
Einmal war mein Mann eine Woche mit dem Fahrrad unterwegs und ich war zuhause allein. Während dieser Zeit lebten zwei Gäste bei mir. Sie kannten sich zuvor nicht. Bei strahlendem Wetter verbrachten wir viele Stunden im Garten und führten wunderbare Gespräche. Doch dann wurde ich krank und beide Frauen zeigten grosse Fürsorge: Sie kochten mir Tee und bereiteten warme Mahlzeiten zu. Ihre hingebungsvolle Betreuung hat mich tief beeindruckt. Noch heute halten wir den Kontakt und pflegen eine herzliche Bekanntschaft.
Basel rückt zunehmend ins Rampenlicht und erlebt einen regelrechten Tourismusboom: Der beliebte Weihnachtsmarkt, die Frauen-Fussball- Europameisterschaft sowie der ESC ziehen derzeit Menschenmassen aus ganz Europa an. Spürst du diesen Aufschwung auch in deinen Übernachtungsbuchungen? Bist du selbst gerne auch mitten im Geschehen?
Eigentlich sind wir stets sehr gut ausgelastet, denn wir haben wiederkehrende Geschäftsleute und auch Menschen wie Wochenaufenthalter, die länger bleiben. Als einziger Unterschied hat sich gezeigt, dass wir derzeit Anfragen aus neuen europäischen Ländern haben, was zuvor nicht der Fall war. Was mich persönlich betrifft, finde ich solche Grossanlässe schon noch spannend, bin aber selbst nicht gerne mitten im Geschehen. Manchmal fahre ich mit dem Fahrrad in die Nähe und schaue es mir aus der Ferne an, um ein wenig den speziellen Spirit zu spüren.
Deine beiden erwachsenen Kinder stehen sicherlich bereits mehr oder weniger selbstständig im Leben – das eröffnet dir auch im Privaten neue Freiräume. Welche Themen, Hobbys und Träume verfolgst du neben deinen beruflichen, häuslichen und gastgeberischen Aufgaben?
Wir sind stolz auf unsere wunderbaren Kinder. Mein einziger Herzenswunsch ist, dass dieses schöne Leben mit meiner Familie und unseren engen Freunden noch lange so weitergeht. Zu meinen Hobbys zählen Velofahren, Fotografie sowie leidenschaftliches Kochen und Backen. Ausserdem trainiere ich im Frauenfitness Flüh und bin seit 2012 Präsidentin des Vereins. Als grosser Fussballfan halte ich fest zum FCB und zum FC Ettingen. Regelmässig unternehme ich zudem ausgedehnte Spaziergänge mit Nalu, dem Hund meiner Tochter.
Vielen Dank für den herzlichen Austausch und deine Offenheit. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit dir und dem gesamten Team in Basel. In deiner zentralen Drehscheibenfunktion bist du ein unverzichtbares Bindeglied. Euch allen wünschen wir viel Freude und Erfolg.