Im Gespräch mit Samuel Halter

01.05.2025
Firma:
Kuratle & Jaecker AG, Niederbipp
Firmeneintritt:
18.02.2019
Funktion:
Leiter Technik & Objekte
Aus-/Weiterbildungen:
Schreiner EFZ, Dipl. Techniker HF Holztechnik
Wohnsitz:
Halten/SO

Lieber Samuel, rund drei Jahre warst du nach deiner Berufslehre weiterhin im Schreinerberuf tätig und konntest dabei wertvolle Erfahrungen sammeln. Nach deinem Studium an der Holzfachschule in Biel bist du als Praktikant in die Kuratle Group eingetreten. In den Jahren von 2020 bis 2024 war deine Hauptfunktion Objektberater. Bei Eintritt von Kurt Koller Anfang 2022 übernahmst du zusätzlich die Funktion stellvertretender Geschäftsführer Objekte / Ausstellungen und per Januar 2025 wurdest du zum Leiter unseres neuen Bereichs Technik & Objekte befördert. Herzliche Gratulation zu dieser eindrücklichen Entwicklung in unserem Unternehmen! Dein national tätiges Team besteht aus elf Mitarbeitenden. Welche Faktoren trugen zur Entwicklung dieses neuen Bereichs bei? 

Bereits vor meiner Zeit wurde mit der Tätigkeit in der Objektberatung begonnen. Damals waren Roland Brändli und Gian Reto Roth in diesem Bereich tätig. Als ich damals im Jahr 2019 als Praktikant einstieg, hatte ich die Chance, in Verbindung mit dem Handel sowie dessen Veränderungsmöglichkeiten meine Diplomarbeit zu schreiben. Aufgrund dieser Diplomarbeit wurde meine zukünftige Stelle bei Kuratle & Jaecker inhaltlich abgestimmt. In den ersten Jahren haben Roland Brändli und ich diese Aufgaben wahrgenommen. Uns wurde zeitnah bewusst, dass auf diesem Gebiet ein grosses Wachstumspotenzial besteht. Mit dem Eintritt von Kurt Koller als Geschäftsführer wurde die Abteilung Objekte / Ausstellungen mit dem Schwergewicht im Bodenbereich lanciert. Die Gründe lagen auf der Hand: Im Bereich Boden verfügen wir über eine starke Eigenmarke und repräsentative Ausstellungen. Das Ziel der Abteilung liegt darin, vor allem Wohneigentumsprojekte zu akquirieren und abzuwickeln. Verbunden mit dem Wachstum der Abteilung trat im selben Jahr Christian Schäfer in die Unternehmung ein. Mit ihm ist die Abteilung stetig gewachsen. Später wurde die Bauarena als losgelöste Ausstellung mit Beratern vor Ort ebenfalls angegliedert.

Die Geschäftsleitung hat sich mit der Zeit ernsthaft Gedanken gemacht, wie man diesem wachsenden Bereich noch mehr Gewicht geben kann. Zur Weiterentwicklung wurde entschieden, eine neue Abteilung Technik & Objekte zu formieren. In diesem Zusammenhang wurde mir die strategische Leitung anvertraut. Sämtliche nationaltätigen Mitarbeitenden werden in einem Gefäss miteinander verbunden, woraus ein nachhaltiges Wachstum generiert werden kann. 

Wie ist die Abteilung derzeit strukturiert und welche Entwicklungsmöglichkeiten siehst du für die Zukunft?

Im Vergleich zur Vergangenheit ist die Abteilung jetzt so strukturiert, dass sie in Teilbereiche gegliedert auftritt. Ab dem 1. April 2025 tritt folgende Organisation an die Stelle der bisherigen: Die Bereiche Oberflächentechnik, Objektberatung, die Bauarena, Holzbautechnik sowie Türentechnik. Dadurch kann jeder Technikbereich, zusammen mit seinen jeweiligen Spezialisten, nachhaltig wachsen und im besten Fall sogar ergänzend wirken. In Zukunft könnte das Gebilde beispielsweise durch die Fassadentechnik oder die Akustiktechnik erweitert werden. Dies ist der grosse Mehrwert dieser Neuorganisation. Zudem sind wir aktuell dabei, technische Mitarbeitende zur Verstärkung der Holzbautechnik zu rekrutieren. 

Am Arbeitsplatz in Niederbipp.
Auf dem Gipfel angekommen.

Neben deiner Haupttätigkeit bei Kuratle & Jaecker bist du seit letztem Herbst auch als Lehrbeauftragter an der Höheren Fachschule in Biel tätig. Was macht dir besonders Spass am Unterrichten? Inwiefern bereichert dich diese Tätigkeit in deiner Persönlichkeitsentwicklung?

Besonders Spass bereitet mir, dass ich mein Know-how in den Bereichen Verkauf, Auftrittskompetenz und Marktvorgehen Studierenden weitergeben darf. Zudem bin ich dabei im engen Austausch mit zukünftigen Berufsfachleuten, was wiederum Türen für die Gewinnung von neuen Fachkräften für unsere Gruppe öffnet. Diese Nebentätigkeit ermöglicht mir, mein Netzwerk auch innerhalb der Lehrbeauftragten und Dozenten zu erweitern. Mein persönlicher Gewinn ist die Verfeinerung und Entwicklung meiner Präsentationstechnik. Dies umfasst das Erstellen der Unterlagen, die Vermittlung des Stoffes aber auch die Evaluation, ob das Wissen tatsächlich verstanden und angeeignet wurde. Dadurch habe ich die Gelegenheit, meine Methodenkompetenz zu stärken und gleichzeitig mein Fachwissen im Dialog mit den Studierenden auszubauen. Ich führe diesen Lehrgangbereich zusammen mit Frau Birgit Neubauer, stellvertretende Leiterin Fachschule Holz in Biel, durch. Birgit Neubauer verfügt über ein enormes Fachwissen, was mich zusätzlich in höchstem Masse bereichert.

Welche Tendenzen siehst du für die Holzbranche in den nächsten Jahren und was sind die wichtigsten Einflussfaktoren?

Für die Zukunft sehe ich sehr viel Entwicklungspotenzial im Bereich Holzbau und der Holzsystembauweise. Dies erkenne ich anhand der Anfragen und der Auslastung unserer Mitarbeitenden. Die Politik leistet ebenfalls ihren Beitrag durch die Förderung von Schweizer Holz, regionaler Bauweise und nachhaltigem Bauen mit dem Augenmerk auf die Raumbehaglichkeit. Negativ wirkt sich nach wie vor die Preisfrage aus. Die Holzbauweise bleibt aktuell noch kostspieliger als die konventionelle Bauweise. Die Einflussfaktoren sind immer auch geopolitisch geprägt. Krisen im Ausland wirken sich stark auf uns aus. Sehr schwankende Preise sind nicht förderlich für das Wachstum. Die ganze Kette vom Forst über die Sägeindustrie, den Handel bis zum Verarbeiter müssen Hand in Hand zusammenarbeiten. Der Markt wird auch eine Herausforderung werden. Einerseits hat sich die Bautätigkeit grundsätzlich vom Neubau zum Umbau oder zur Gesamtsanierung entwickelt. Andererseits bin ich überzeugt, dass wir im Markt dringend aufhören müssen, uns gegenseitig mit aggressiven Preisunterbietungen zu schädigen. Diesbezüglich wünsche ich mir ein komplettes Umdenken aller Beteiligten.

Ich stelle es mir so vor, dass anstelle eines stetigen Preisdrucks sich jedes Unternehmen konkret auf diese Projekte konzentriert, in welchem es Fachspezialist ist. Wir müssen nachhaltig und ressourcenschonend mit dem Rohstoff Land umgehen und qualitativ hochstehende Gebäude erstellen, die raumtechnisch optimal ausgenutzt werden können.

Welche Rolle spielen erstklassige Verkäufer für den Unternehmenserfolg in unserer Branche, und in welchem Masse können sie die Umsatzzahlen tatsächlich steigern? Welche zusätzlichen Fähigkeiten sind neben Fachkenntnissen entscheidend?

Unter einem erstklassigen Verkäufer verstehe ich eine Person, die durch aktives Zuhören den Bedarf beim Kunden abholt, ihn sprechen lässt und im Anschluss sein Handeln gezielt und wohlüberlegt abstimmt. Für einen Handelsbetrieb ist dies essenziell. Den klassischen Fachhandel wird es zukünftig aus meiner Sicht nicht mehr geben. Dienstleistungen wie Planung, Berechnung und Vorfertigung werden den Unterschied ausmachen. In diesem Sinn ist die Kuratle Group auf bestem Wege. Hierzu sind wir auf Verkäufer angewiesen, die gesamtheitlich und über den Tellerrand hinausdenken, sich von der Masse abheben und sich damit profilieren können. Unsere Verlässlichkeit stärkt auf Kundenseite das Vertrauen und die Zufriedenheit. 

Du bezeichnest dich selbst im beruflichen Kontext als passionierte, engagierte und ehrgeizige Persönlichkeit. Wie würde dein enges Umfeld und dein grosser Freundeskreis dich darüber hinaus charakterisieren?

Ich bin ein zielstrebiger Mensch, der manchmal zu viel Liebe zum Detail hat und teilweise etwas ungeduldig ist. Auch mein privates Umfeld rät mir «lass dir etwas mehr Zeit». Dies bezieht sich auf meine persönliche Entwicklung und auch auf meine privaten Projekte. Nicht alles muss auf einmal erledigt werden. Ansonsten bin ich eine sehr offene, kommunikationsfreudige und auch fröhliche Persönlichkeit. Ich mag Spass und scheue zugleich keine Konfrontation. Dazu kommt, dass ich viel Wert auf eine harmonische Partnerschaft und Einklang in der Familie lege. Ich neige dazu, Kritik persönlich zu nehmen und reagiere abwehrend, wenn mir etwas unklar oder ungerecht erscheint. In Zukunft möchte ich lernen, mich besser abzugrenzen.

Im Winter auch regelmässig auf den Skipisten anzutreffen.

Nebst deinem Engagement in der Regio Feuerwehr 4566 in Kriegstetten wirkst du in der Arbeitsgruppe «Evaluation Überbauung Dorfwiese» in deiner Wohngemeinde Halten mit. Worum geht es in diesem Projekt?

Wir haben in Halten ein letztes freies Bauland, auf welchem ein Bauprojekt realisiert werden soll. Zu dieser ganzen Thematik gab es vor längerer Zeit in der Gemeinde die Vorstellung eines Projektentwurfs. In dieser Gemeindeversammlung habe ich spontan das Wort ergriffen: «An diesem Bauvorhaben, wie ihr es plant, gibt es zu wenig Holz, und überlegt euch, dass wir möglichst viel Wohnraum schaffen sollten, weil dieser in Halten gesucht ist.» Mit dieser Wortmeldung kam im Nachgang die Projektleitung auf mich zu und nahm mich mit ins Boot. Zusammen mit einem meiner Kontakte aus der Immobilienentwicklung haben wir den vorliegenden aktuellen Gestaltungsplan studiert und zwei mögliche Varianten mit mehr Ausnutzung sowie mehr Wohnfläche und einer Begegnungszone ausgearbeitet. Die Vorschläge wurden mit Offenheit aufgenommen. Wenn alles gut kommt, gelingt es mir, mein privates Engagement mit den beruflichen Interessen zu verbinden. Es wäre ein spannendes Vorhaben für die Kuratle Group, bestehend aus zwei Gebäuden, eines für Mietwohnungen und eines für Eigentum. Diese Tätigkeit bereichert mich auf mehreren Ebenen. Ich engagiere mich zunehmend politisch, arbeite in einer ersten Arbeitsgruppe mit und erweitere mein Netzwerk.

Du bist politisch interessiert und möchtest dich in Zukunft stärker in diesem Bereich engagieren. Wie bewertest du die aktuelle Weltlage, und wie siehst du eine Möglichkeit, mit deinem politischen Engagement in Zukunft einen eigenen Beitrag zu leisten? 

Angesichts der aktuellen Konflikte und der deutlichen Machtansprüche der USA erscheint mir die weltpolitische Lage angespannt. Die Beziehung zwischen Russland und den USA gestaltet sich als schwierig. Es war absehbar, dass es zu dieser Entwicklung kommen würde, da Europa stets eine gewisse Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten hatte. Dass ein US-Präsident – insbesondere eine polarisierende Figur wie Donald Trump – diese Machtposition ausnutzt, war naheliegend. Dies könnte jedoch einen positiven Effekt haben, da es Staaten dazu anregt, verstärkt in ihre Eigenständigkeit zu investieren und die Bedeutung der Rüstung nicht gänzlich aus den Augen zu verlieren. Meiner Ansicht nach sollte sich jeder zumindest in grundlegender Weise mit Politik befassen und vor allem sein Stimmrecht bei Abstimmungen wahrnehmen. Jeder kann seinen Beitrag leisten. Ich persönlich freue mich über meinen Einstieg in eine politische Tätigkeit im Zusammenhang mit dem obenerwähnten Bauprojekt. Gerade mit der zukünftig fusionierten Gemeinde – vorbehältlich Volksabstimmung – werden die Möglichkeiten nochmals interessanter. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, später eine Aufgabe zu übernehmen. Sogar die Funktion Gemeinderat würde mich reizen. Gewisse Ambitionen hätte ich schon. Ein Bestreben von mir wäre, dass man den Verwaltungsapparat so schlank wie möglich hält, dass man versucht mit kurzen Wegen zu agieren, um die öffentlichen Gelder nicht zu verschleudern. Es ist doch Wahnsinn, dass alle politischen Entscheide so viele Hürden nehmen müssen und dabei derart viel Zeit vergeht, dass das Endergebnis schon wieder überarbeitet werden muss, weil sich das Rad in der Zwischenzeit weitergedreht hat.

In deiner Freizeit betreibst du verschiedene Sportarten und diese geniesst du vorwiegend zusammen mit deiner Partnerin. Was möchtest du uns darüber erzählen?

Im Sommer wandern, joggen und biken wir gerne und im Winter fahren wir Ski und Snowboard. Weil wir im Sörenberg im Vorort Flühli zusammen mit der Familie ein Ferienhaus haben, können wir diese Aktivitäten bestens ausüben. Wir verbringen dort auch viel schöne gemeinsame Zeit. Seit ich mit meiner Partnerin Iris zusammen bin, spiele ich Tennis – ihr Lieblingssport (ihr Vater ist Tennislehrer). So blieb mir kaum eine andere Wahl, als selbst zum Schläger zu greifen [lacht]. 

Welche inspirierende Weisheit möchtest du heute mit uns teilen?

Du kannst noch so viel arbeiten und in deine Firma investieren – am Ende sind es deine Familie und dein:e Partner:in, die dir Halt geben. Wenn es dir nicht gut geht, stehen sie an deiner Seite. Obwohl meine Arbeit und Karriere für mich eine grosse Rolle spielen, ist es mir wichtig, mir dessen bewusst zu bleiben. Deshalb pflege und wertschätze ich diese Beziehungen. Wenn ich abends noch in beruflichen Gedanken versinke und meine Partnerin Iris ansehe, wird mir bewusst, wie viel sie und mein nahes Umfeld mir bedeuten. Ich bemühe mich immer wieder, meine Gefühle und Gedanken offen zu teilen. Es ist wichtig, den Blick nach vorne zu richten und sich selbst auch aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Das sollte nie in den Hintergrund rücken – denn ich möchte später nichts bereuen, nur weil ich es versäumt habe.