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Im Gespräch mit Ilia Angelov
Firma: Meier Logistik, Füllinsdorf
Firmeneintritt: 01.08.2017
Funktion: Disponent
Aus-/Weiterbildungen: Logistiker EFZ
Wohnsitz: Liestal / BL
Lieber Ilia, du bist im Alter von 14 Jahren mit deinen Eltern in die Schweiz migriert, heute ein Vierteljahrhundert alt und kannst schon auf acht Dienstjahre in unserem Betrieb zurückschauen. Wie fühlt sich das für dich an?
Als ich als Jugendlicher in die Schweiz kam, musste ich alles neu erlernen. Die Sprache sowie auch die Kultur waren mir fremd. Ich habe die letzten drei Schuljahre absolviert und dann sehr rasch die Lehrstelle als Logistiker EFZ bei der Kuratle Group gefunden. Das Zwischenjahr vor der Lehre habe ich mit dem 10. Schuljahr überbrückt. Heute fühlt sich für mich mein Berufsleben sehr gut an, weil es gar nicht so einfach ist, nach der Lehre im selben Betrieb zu bleiben. Mir wird allerseits sehr viel Respekt entgegengebracht. Die Mitarbeitenden, die Vorgesetzten und auch die Kunden schätzen mich und sind sehr nett zu mir. Ich bin mir bewusst – und dafür auch sehr dankbar –, dass ich hier in diesen Jahren sehr viel gelernt habe.
Wie hast du rückblickend die unterschiedlichen Stationen vom Lernenden bis zum Disponenten erlebt? Gibt es spezielle Ereignisse, die dich besonders geprägt haben?
Als ich in der Lehre war, genoss ich von Seiten meines Lehrmeisters viele Freiheiten. Er brachte mir viel Vertrauen entgegen, liess mich grösstenteils selbstständig arbeiten bzw. meine eigenen Erfahrungen machen und ich konnte neue Dinge ausprobieren. Schon damals liebte ich diese Arbeit und ich war ehrgeizig und wissbegierig. Dadurch gelang es mir, sämtliche Stationen hier im Lager sowie die damit verbundenen Tätigkeiten kennenzulernen. Schon während der Lehre durfte ich regelmässig in der Dispo aushelfen. Dies bereitete mir besonders viel Spass. Heute bin ich ein erfahrener, polyvalenter Logistiker mit Dispo-Erfahrung. Ist mein Vorgesetzter nicht da, bin ich seine Stellvertretung.
In dieser Zusatzfunktion sammle ich neue wertvolle Erfahrungen. Zudem wurde ich in den letzten Monaten mehrfach an anderen Standorten eingesetzt. Meine Erfahrung im Zusammenhang mit der Einführung vom elektronischen Lagerführungssystem (LFS) vor vier Jahren in Füllinsdorf wirkt dabei unterstützend. Diese Schulungskomponente im Austausch mit anderen Standorten gefällt mir besonders gut. Auch das Kennenlernen von unterschiedlichen Kulturen innerhalb der Schweiz finde ich sehr spannend. Wenn du mich nach einem speziell prägenden Ereignis in all diesen Jahren fragst, dann kommt mir an erster Stelle das Bestehen meiner Lehre im Alter von 20 Jahren – nur sechs Jahre nach meiner Einreise in die Schweiz – in den Sinn.
Hast du dich schon mit weiteren beruflichen Entwicklungsschritten befasst? Falls ja, möchtest du uns einen Einblick in deine Pläne gewähren?
Wenn alles gut läuft, dann plane ich nächstes Jahr die Ausbildung zum Logistikfachmann zu starten. Mit dieser Weiterbildung werde ich dann in der Lage sein, meine aktuelle Funktion als Disponent zu verfestigen und zu vertiefen. Zudem habe ich letztes Jahr zivil geheiratet und meine Frau erwartet im Dezember unser erstes Kind. Im August 2025 planen wir dann noch die «richtige» Hochzeit in Mazedonien.
Du kennst das Unternehmen sehr gut und bist täglich mit den Herausforderungen der Meier Logistik Schweiz konfrontiert. Was sind die Eigenheiten des Standortes Füllinsdorf? Was zeichnet euch aus?
Wir waren die ersten, die im Jahr 2020 das Lagerführungssystem (LSF) eingeführt haben. Damals hatten wir schwierige Zeiten, die wir zum Glück überwunden haben. Speziell an unserem Standort ist, dass wir ausschliesslich regional unterwegs sind. Es ist anders als an anderen Standorten wie Leibstadt, Niederbipp oder Märstetten, an welchen die Chauffeure schweizweit unterwegs sind. Dies ist ein Vorteil für unsere Chauffeure, aber auch für unsere Kunden. Täglich werden beinahe dieselben Lieferrouten gefahren. Diese Tatsache erleichtert die Kundennähe und garantiert kurze Lieferfristen. Dadurch haben wir in der Dispo auch weniger starke Herausforderungen wie zum Beispiel in Leibstadt.
Wie müssen wir uns einen gewöhnlichen Arbeitstag von dir vorstellen?
Mit meinem Arbeitskollegen Michel Kölliker arbeiten wir zweischichtig von Woche zu Woche. In der einen Woche bearbeite ich die Lieferscheine für die Chauffeure und kümmere mich ausschliesslich um die administrativen Angelegenheiten. In der Folgewoche plane ich dann die Touren für die Chauffeure.
Welche Tätigkeiten machen dir besonders Spass oder anders formuliert, wann bist du voll in deinem Element?
Mir bereitet alles bei meiner Arbeit sehr viel Spass. Die administrativen Arbeiten sind einfacher und weniger stressig, wohingegen das Disponieren, der Kontakt zu den Kunden und zum Verkauf viel hektischer abläuft. Ich empfinde diese Abwechslung als bereichernd. In den letzten Monaten, in welchen ich die anderen Standorte besuchen konnte, habe ich besonders meine Freude und Fähigkeiten entdeckt, neue Menschen kennenzulernen, sie zu unterstützen und manchmal auch zu schulen. Ich bin tatsächlich ein sehr sozialer Mensch.
Wie würdest du deine Persönlichkeit beschreiben und welche deiner Tugenden unterstützen dich besonders im Alltag?
Ich bin ein sehr netter Mensch. Das ist einfach so und das kann ich auch nicht ändern. Somit fällt es mir schwer, anderen gegenüber Grenzen zu setzen oder nein zu sagen. Dafür mögen mich alle und das tut auch gut. Zu meinen Stärken zählen meine Zielstrebigkeit, mein Durchhaltevermögen, meine Disziplin und meine planerischen Fähigkeiten. Diese Eigenschaften kommen mir auch bei der Arbeit zugute, wenn ich Kundenbedürfnisse und firmeninterne Gegebenheiten bestmöglich aufeinander abstimme. Hingegen würde ich mich nicht als besonders offene Persönlichkeit beschreiben. Dass ich mich zu diesem Interview bereit erklärt habe, liegt höchstwahrscheinlich daran, dass ich bei der Anfrage gerade entspannt in den Ferien war.
Ilia als Privatperson: Bestimmt bist du wie viele junge Menschen sehr daran interessiert, die Fülle des Lebens in vollen Zügen auszukosten. Was bedeutet das genau für dich?
Ich war nie ein Partymensch. Ich mag es zu reisen und habe dies auch schon öfters gemacht. Das möchte ich in Zukunft mit meiner Familie weiterhin machen. In meiner Kultur sind fast alle junge Menschen in diesem Alter schon verheiratet und haben Kinder. Der Vorteil von einer sehr frühen Elternschaft ist, dass wir alles ziemlich locker angehen. Ich hoffe jedenfalls, dass ich es gut machen werde.
Gibt es längerfristige Träume, die du dir gerne erfüllen würdest?
Ganz ehrlich: Ich habe meinen grossen Traum schon erfüllt. Ich bin ein leidenschaftlicher Fan von Real Madrid. Im Januar reiste ich nach Madrid und schaute mir das Fussballspiel Real Madrid gegen Mallorca an. Es war mir sehr wichtig, mal im Stadion Santiago Bernabéu zu sitzen, die Stimmung zu spüren und live mit meinen Club mitzufiebern. Es war einmalig!
Den Wunsch eines eigenen Hauses hier in der Schweiz verspüre ich noch nicht besonders, vielleicht auch, weil wir als Familie in Mazedonien schon ein Haus haben. Wichtig ist mir jetzt vor allem ein gesundes Kind zu bekommen und dass dieser Neustart gut gelingt.